5.Fazit

Abschließend sei noch betont, dass die oben beschriebenen Mechanismen sich nicht nur entwicklungspsychologisch bzw. ausschließlich aus der Perspektive des Kindes erklären lassen. Vielmehr gibt es klinisch plausible Hinweise dafür, dass Eltern aktiv Fürsorgeverhalten bzw. ein Überschreiten der Generationengrenze „intuitiv“ initiieren. Psychisch belastete Eltern und Eltern mit eigenen traumatischen Vorerfahrungen haben insbesondere unter Stress Schwierigkeiten, ihre eigenen Bedürfnisse denen ihres Kindes unterzuordnen. Hinzu kommt, dass bei Menschen mit traumatischen Folgeproblemen die subjektiv empfundene Schwelle von Belastung im Vergleich mit nicht belasteten Menschen niedrig ist. Sind sie Eltern, geben sie ihre Elternrolle in Phasen von empfundenen Überforderungen ab und „tragen ihrem Kind an“, sie zu trösten oder ihnen zu helfen bzw. sich mit ihnen gegen den anderen Elternteil zu verbünden, weihen das Kind in die Details ihrer Partnerschaftskonflikte ein oder zeigen ihm gegenüber sexualisiertes Verhalten (s. a. Ziegenhain, 2014).

Tatsächlich belegten die bisher wenigen Befunde im Kontext von Partnerschaftskonflikten eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein Elternteil oder beide Eltern Rollenkonfusion zeigten und ihre Kinder häufiger emotionale Nähe zu ihnen suchten und sie unterstützen (Macfie, Brumariu & Lyons-Ruth, 2015). Entwicklungspsychologisch betrachtet fatal ist, dass Eltern gerade dann ihre schützende Rolle nicht ausüben können, wenn ihre Kinder besonders auf Unterstützung und Schutz angewiesen sind.