3.Entwicklungspsychobiologische Grundlagen

Damit ist eine zentrale Funktion von Eltern angesprochen, die sie für die Entwicklung ihrer Kinder haben. Tatsächlich besteht in den meisten Entwicklungstheorien weitgehend Übereinstimmung darüber, dass die Eltern-Kind-Beziehung einen wesentlichen Einfluss auf eine positive Persönlichkeitsentwicklung bzw. auch auf eine psychopathologisch verlaufende Entwicklung haben kann (DeKlyen & Greenberg, 2016). Gemäß der ethologischen Bindungstheorie ist diese Beziehungsabhängigkeit tief in der Evolution verankert und dient dem körperlichen Schutz (Überleben). Dies gilt in besonderem Maße für Säuglinge und Kleinkinder. Wegen ihrer hohen Verletzlichkeit sind insbesondere sie auf Schutz und Fürsorge angewiesen. Tatsächlich wird ein Mechanismus angenommen, der es im Sinne eines entwicklungspsychobiologischen „Automatismus“ bereits Säuglingen ermöglicht, bei Belastung Nähe und Schutz bei ihren Bindungspersonen zu suchen. Damit verbunden ist eine innere Erregung, die erst im Kontakt mit einer Bindungsperson wieder abklingt. Dies lässt sich an der Stressreaktivität etwa des neuroendokrinen Systems (HPA-Achse) oder des autonomen Nervensystems (ANS) ablesen (Anstieg Cortisol / Anstieg Herzrate / Absinken parasympathischer Aktivität). Erst im Kontakt mit einer Bindungsperson klingt diese innere Erregung wieder ab (Absinken Cortisol / Absinken Herzrate / Anstieg parasympathischer Aktivität). Kleine Kinder entwickeln in dieser psychobiologischen Bindungsbeziehung zunehmend Kompetenzen, die Intensität ihrer Gefühle und Impulse zu regulieren (“relational emotional regulation system”, Guttmann-Steinmetz & Crowell, 2006; s. a. Text Neurobiologische Folgen kindlichen Miterlebens häuslicher Gewalt).