6.Fazit

Geschwister machen oft ähnliche Erfahrungen in ihrer Familie. Dies gilt auch im Hinblick auf häusliche Gewalt. Auch wenn es eine große Übereinstimmung in der Einschätzung von häuslicher Gewalt zwischen Geschwistern gibt, so können die Erfahrungen und die Bewertung der Situation unterschiedlich sein. Dies hat zumeist auch Auswirkungen auf die Belastung durch die häusliche Gewalt und kann somit Unterschiede zwischen den Geschwistern erklären.

Besonders ältere Geschwister übernehmen beim Auftreten von häuslicher Gewalt eine Fürsorgerolle gegenüber dem jüngeren Geschwister. Werden Kinder in einer Familie zusätzlich emotional vernachlässigt, treten diese kompensatorischen Effekte selten auf und die Geschwister zeigen weniger Fürsorgeverhalten. Kommt es jedoch zu einer positiven Geschwisterbeziehung bei häuslicher Gewalt, kann diese negative Auswirkungen auf ältere und jüngere Geschwister abmildern. Bei Geschwistern, die eine Fürsorgerolle übernehmen, kann es sein, dass diese selbst in anderen Bereichen Probleme entwickeln oder Unterstützung für eigene Bedürfnisse nicht in Anspruch genommen wird. Nichtsdestotrotz kann die Rolle des Fürsorgenden ein sinnstiftendes Verhalten und eine wirksame Bewältigungsstrategie darstellen.

Unbenommen der Unterstützung, die Kinder und Jugendliche durch ihre Geschwister erfahren, kann es in Geschwisterbeziehungen auch zu Konflikten und Feindseligkeit bis hin zu verbaler und körperlicher Gewalt kommen. Diese scheint bei Geschwistern, die häusliche Gewalt miterlebt haben, nicht gehäuft vorzukommen. Werden Kinder und Jugendliche jedoch zusätzlich misshandelt oder vernachlässigt, so ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass negative Verhaltensweisen in der Geschwisterbeziehung zu Tage treten.