3.Streit und Konflikte zwischen Geschwistern

Eltern und ihr Verhalten haben einen Vorbildcharakter für Kinder und Jugendliche und damit auch für die Geschwisterbeziehung. Somit ist auch die Annahme plausibel, dass Kinder und Jugendliche, die erleben, dass Konflikte zwischen ihren Eltern mit Gewalt einher gehen, auch auf diese Strategie in interpersonellen Beziehungen zurückgreifen. Gerade wenn die elterliche Beziehung belastet ist, kann es zudem sein, dass Geschwister weniger durch diese beaufsichtigt werden. Dadurch entstehen Freiräume für verbale und körperliche Gewalt zwischen Geschwistern.

Im Hinblick auf häusliche Gewalt berichten einige qualitative Studien von positiven Zusammenhängen von Gewalt zwischen Geschwistern und dem Miterleben von häuslicher Gewalt (Green, 1984; Katz, 2014). In einer Studie mit Geschwistern, die mit ihren Müttern aufgrund von häuslicher Gewalt in einem Frauenhaus untergebracht waren, werden diese Zusammenhänge nicht bestätigt (Waddell, Pepler & Moore, 2001): Sowohl im Bericht der Mütter und Geschwister als auch in der Interaktionsbeobachtung zeigten sich keine Unterschiede im Hinblick auf negative Konfliktlösestrategien zwischen den Geschwistern im Vergleich zu Geschwisterpaaren, die keine häusliche Gewalt erlebt hatten und bei ihren Familien lebten. Lediglich schien zwischen den Geschwistern ein größeres Machtungleichgewicht zu herrschen. Auch in der Studie von Witte(2018) fand sich kein direkter Zusammenhang zwischen dem Miterleben von Partnerschaftsgewalt und einem hohen Ausmaß an negativen Merkmalen der Geschwisterbeziehung, wenn für andere Formen von Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung kontrolliert wurde.

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass die Annahme, dass Kinder und Jugendliche durch das Miterleben von häuslicher Gewalt dieses direkt auf ihre Geschwisterbeziehung übertragen, nicht immer zutrifft.