2.Miterleben von häuslicher Gewalt

In den meisten Fällen wachsen Geschwister in der gleichen Familie miteinander auf und machen dort ähnliche Erfahrungen. Dies gilt auch im Hinblick auf das Miterleben von häuslicher Gewalt. So berichten häufig zwei bzw. alle Geschwister übereinstimmend von häuslicher Gewalt in der Familie (Witte, 2018). Es kann aber auch zu unterschiedlichen Einschätzungen und Bewertungen der häuslichen Gewalt durch die Geschwister kommen (Skopp, McDonald, Manke & Jouriles, 2005; Witte, 2018). In einer retrospektiven Befragung von870 Geschwisterpaaren berichteten 88,4 % übereinstimmend von gleichen Erfahrungen im Hinblick auf das Miterleben von Partnerschaftsgewalt (82,8 %: beide berichten kein Miterleben von Partnerschaftsgewalt; 5,6 %: beide Geschwister berichten über Miterleben von Partnerschaftsgewalt, Witte, 2018). Bei 7,6 % der Geschwisterpaare berichtete nur das ältere Geschwister, dass es Gewalt gegen ein Elternteil miterlebt hat, bei 4,0 % nur das jüngere Geschwister (Witte, 2018).

Leibliche Geschwister berichteten häufiger übereinstimmend vom Miterleben von Partnerschaftsgewalt. Dies gilt auch für Familien in denen die Eltern psychische Probleme haben und in denen es in der Kindheit der Geschwister zu einer Trennung oder Scheidung der Eltern kam (Witte, 2018). Bei einem großen Altersabstand zwischen den Geschwistern erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass nur das ältere Geschwister von dem Miterleben von Partnerschaftsgewalt berichtet (Witte, 2018). Werden Geschwister während der Kindheit befragt, haben ältere Geschwister meist bereits über einen längeren Zeitraum häusliche Gewalt miterlebt (Piotrowski, Tailor & Cormier, 2014). Auch bei leiblichen Geschwistern scheint es so, dass, wenn es unterschiedliche Berichte gibt, eher das ältere Geschwister von einem Miterleben der Partnerschaftsgewalt berichtet (Witte, 2018).