Wir denken, dass folgende Vorschläge Ihnen bei der Bewältigung dieser herausfordernden Beratungssituationen helfen können.

Weshalb spielt die Klientin die Gewalt des Partners herunter?

  • Es ist die erste Beratungssituation mit einer ihr fremden Beraterin. Kann die Beraterin erwarten, dass die Klientin sofort das ganze Elend auf den Tisch legt?

  • Die Beraterin sollte den Impuls verstehen, dass die Klientin immer wieder betont, wie gut alles läuft.

Was kann es für die Klientin bedeuten, wenn sie dem Wunsch der Beraterin folgt, den Partner zum nächsten Gespräch mitzubringen?

  • Was bedeutet es, dem Partner mitzuteilen, dass sie in der Beratungsstelle war, das Jugendamt ins Spiel gebracht wurde, seine Gewalttätigkeit angesprochen wurde und die Beraterin ihn beim nächsten Termin sehen will (s. a. Lerneinheit 2 Gewaltverhältnisse und Gewaltdynamiken)?

Welche fachlichen Alternativen sehen Sie, um bei weiteren Treffen die Kinder und den Vater in den Blick zu bekommen und in die Erarbeitung von Veränderung einzubeziehen, ohne die Klientin zu überfordern oder zu gefährden? Zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Bedingungen wäre das sinnvoll?

  1. a.  Solange der Anlass für die Beratung nicht klar ist, sollten noch keine Bewertungen erfolgen, auch nicht der Beaufsichtigung des Säuglings durch die ältere Schwester, aber es sollten hierzu noch Nachfragen gestellt werden:„Wie oft etwa gehen Sie abends mit Ihrem Partner aus? Sie sagen ja, dass es nicht sehr oft ist, aber schon öfter. Am Wochenende oder auch unter der Woche mal?“ Es kann auch gefragt werden, ob das Lokal, das beide besuchen, unten im Haus oder weiter entfernt ist.„Passt die Tochter schon länger auf das Baby auf? Seit wann ungefähr?“ Sie sollten wissen, ab wann die Tochter als alt genug für die Beaufsichtigung des Babys angesehen wird. Es kann auch gefragt werden, ob es damit schon einmal Probleme gab (weil das impliziert, dass das möglich ist).

  2. b. In dem Moment, in dem die Mutter bezüglich der Gewalt des Partners ins Bagatellisieren geht, kann wieder eine Skalierungsfrage aus der lösungsorientierten Beratung helfen: „Wie zufrieden auf einer Skala von 0=völlig unzufrieden bis 10=völlig zufrieden sind Sie denn mit der Situation, dass Ihr Partner immer mal wieder zuschlägt?“Dann kann eine Exploration vorgenommen werden: „Haben Sie eine Idee, wie Sie der 10 näherkommen können?“In aller Regel versuchen Menschen, die von Gewalt betroffen sind, ihre Situation zu verändern. Hier sollten Sie nachfragen und Anstrengungen zur Beendigung der Gewalt anerkennen.„Ich kann mir vorstellen, dass Sie schon manches versucht haben, um die Situation zu verändern? Bitte erzählen Sie mir davon? Hat es funktioniert?“Dann kann die Beraterin ihre Skalierung einführen, wie sie die Situation sieht. „Ich sehe Sie auf dieser Skala bei X. Es könnte sicher schlimmer sein, aber es ist gar nicht gut, dass Sie immer wieder Schläge einstecken müssen. Ich würde gerne mit Ihnen gemeinsam überlegen, wie es anders werden kann.“