Auswirkungen und Grenzen des Fürsorgeverhaltens

Eine positive Geschwisterbeziehung kann zum Teil die negativen Auswirkungen von Konflikten zwischen Eltern (Davies, Parry, Bascoe, Martin & Cummings, 2019) und häuslicher Gewalt (Piotrowski et al., 2014) abmildern. Die Übernahme der Fürsorge für das Geschwister bei elterlichen Konflikten ging in einer Studie von Jenkins et al.(1989) nicht mit Auffälligkeiten und Problemen des fürsorgenden Geschwisters einher. Hierbei kann die Fürsorgerolle für das meist ältere Geschwister sinnstiftend sein (Callaghan et al., 2016). Dies gilt besonders für ältere Schwestern (Callaghan et al., 2016).

Die Rolle des Fürsorgenden kann allerdings auch die eigenen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen verdecken und somit die Suche und den Erhalt von Hilfe und Unterstützung erschweren (Callaghan et al., 2016). Müssen die Geschwister zu viele Aufgaben übernehmen, kann dies dazu führen, dass fürsorgende Geschwister andere Entwicklungsaufgaben nicht bewältigen können und beispielsweise in ihren schulischen Leistungen zurückfallen (Karle, 2012; Petri, Radix & Wolf, 2012). In Bezug auf die Geschwisterbeziehung kann gerade die Übernahme einer Elternrolle durch eines der Geschwister zu Spannungen und Konflikten zwischen den Geschwistern führen (Sheehan, Darlington, Noller & Feeney, 2004). Auch berichten manche Geschwister, dass sie in Partnerschaften im Erwachsenenalter die Rolle des elterlich Fürsorgenden nicht ablegen können (Roth et al., 2014).