Wichtig ist auch, dass nicht nur körperliche Gewalt, sondern auch Drohungen, Kontrolle und ein Klima der Angst zur Belastung von Kindern beitrugen und es daher nicht sinnvoll ist, sich allein auf Vorfälle körperlicher Gewalt zu konzentrieren (Vu et al., 2016). In einigen Studien wurden besondere Störungsbilder erhoben, vor allem posttraumatische Belastungsstörungen. Die hauptsächlichen Kennzeichen posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) sind das ungewollte innere Wiedererleben von Belastungsgeschehnissen, ein generell erhöhtes Erregungsniveau und die Entwicklung von vermeidenden Reaktionen gegenüber Personen, Orten oder Situationen, die an das Belastungsgeschehen erinnern (für eine leicht lesbare Einführung in der Störungsbild s. a. Rosner & Steil, 2008). Im Mittel der vorliegenden Studien mit qualifizierter Einschätzung fand sich bei 20 - 25 % der von häuslicher Gewalt betroffenen Kinder eine posttraumatische Belastungsstörung (z. B.  Ahern, 2017). Bei einem größeren Anteil, teilweise der Mehrheit der Kinder, zeigten sich einzelne Symptome. Nach einer kürzlich veröffentlichten Verlaufsstudie über 8 Jahre scheint es auch hier häufig nicht zu gelingen, eine einmal entstandene PTBS wieder zum Abklingen zu bringen (Galano et al., 2019). Da dies für die Prävention und Intervention mit Kindern von offenkundiger Bedeutung ist, hat sich eine Reihe von Untersuchungen damit beschäftigt, unter welchen Umständen das Miterleben von häuslicher Gewalt bei Kindern besonders häufig zu klinisch relevanten Verhaltensauffälligkeiten und Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit führt (z. B. Zarling et al., 2013). Wenig überraschend spielen Merkmale der Gewalt (z. B. Ausmaß und Dauer) hier eine Rolle. Wichtig scheinen aber auch die psychische Belastung der Mutter und die Qualität von Fürsorge (z. B. emotionale Zuwendung, Aufrechterhalten von Erziehungsregeln).