Kinder und Jugendliche im Kontext häuslicher Gewalt – Risiken und Folgen

Häusliche Gewalt ist vielgestaltig und diese Vielgestaltigkeit spielt bei den Folgen für Kinder eine Rolle. Zwei Kinder, von denen eines einmal sehen musste, wie ein Streit der Eltern handgreiflich wurde, und das andere über mehrere Jahre hinweg Morddrohungen, Faustschläge und Fußtritte gegen die Mutter aushalten musste, haben beide häusliche Gewalt miterlebt. Trotzdem wäre niemand überrascht zu hören, dass das zuletzt genannte Kind mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit unter erheblichen Ängsten, Alpträumen und Konzentrationsproblemen leidet. In der Forschung wird dann von Dosiseffekten gesprochen. Teilweise gibt es hierzu Befunde, die angesprochen werden. Teilweise können Dosiseffekte bislang nur vermutet werden. Eine Harmlosigkeitsschwelle gibt es aber nicht. Auch das im Beispiel zuerst genannte Kind kann nach dem einen Gewaltvorfall Alpträume haben und im Kindergarten so durcheinander wirken, dass die Erzieher*innen die Eltern ansprechen. Dosiseffekte spielen zudem eine Rolle, wenn Fachkräfte die nachfolgend dargestellten Befunde mit ihren Erfahrungen abgleichen. Mitarbeiterinnen in Frauenhäusern haben etwa vielfach mit Kindern nach schwerer häuslicher Gewalt im Sinne häufiger, verletzungsträchtiger und in ein Muster von Kontrolle und Demütigung eingebetteter Gewalt zu tun. Entsprechend schwer sind häufig die erkennbaren Folgen der Gewalt für die Kinder. Fachkräfte in Erziehungsberatungsstellen oder Allgemeinen Sozialen Diensten (ASD) der Jugendämter sind dagegen mit einer größeren Bandbreite an Schweregraden von Gewalt und damit auch an Folgen für Kinder konfrontiert. Kaum möglich ist es, in der Praxis ein Bild von Langzeitfolgen miterlebter häuslicher Gewalt zu bekommen, da Fachkräfte Kinder bzw. Familien meist nur einige Zeit begleiten. Wenn Langzeitstudien vorliegen, werden sie daher bevorzugt aufgegriffen. Natürlich sind Kinder auch sehr unterschiedlich. Zumindest Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Auswirkungen häuslicher Gewalt bei Mädchen bzw. Jungen sowie in Abhängigkeit vom Alter werden daher in einem eigenen Abschnitt angesprochen.